Freitag 20.10.2023 Vortrag im Museum Rosenegg in Kreuzlingen

Volksfrömmigkeit im Mittelalter

Andachtsbild und Geisterbann. Schutz- und Abwehrzeichen als Zeugnisse religiöser Praktiken und Vorstellungen im bauarchäologischen Befund.

Ulrike Gollnick, Bauforscherin und Mittelalterarchäologin


Im Kontext des Wohnens bzw. des Hausbaus scheint der Gedanke der Abwehr von Unheil bzw. des Schutzes der Haus- und Familiengemeinschaft im Vordergrund zu stehen. «Volksfrömmigkeit ist die synkretistische Form des religiösen Denkens, Empfindens und Handelns von Individuen und Gruppen, welche die von den offiziellen Kirchen und ihren Amtsträgern vorgegebenen Glaubensinhalte und Praxisformen den eigenen Bedürfnissen anpasst, sie amalgamiert und kreativ umwandelt.»[1], sie ist eine Form der religiösen Bewältigung des Alltags. Oder wie es der niederländische Kulturhistoriker Johan Huizinga formuliert: „das Leben der mittelalterlichen Christenheit ist in all seinen Beziehungen durchdrungen, ja völlig gesättigt von religiösen Vorstellungen. Es gibt kein Ding und keine Handlung, die nicht fortwährend in Beziehung zu Christus und im Glauben gebracht werden. Alles ist auf eine religiöse Auffassung aller Dinge eingestellt….“[2]Geistbanndübel, Verpflöckungen, Teufelsschwanz und Bannhand sind der materielle Beleg einer gelebten Volksfrömmigkeit, die Jahrhunderte gelebt, aber erst seit Kurzem systematisch dokumentiert wird.

[1] Hugger, Paul, Art „Volksfrömmigkeit“. Historisches Lexikon der Schweiz, Bd. 13, 2013, 48–51, hier 48.
[2] Johan Huizinga, Herbst des Mittelalters, Stuttgart 2006, 239.

Wann und wo?

Freitag 20.10.2023, Museum Rosenegg, Kreuzlingen, Bärenstrasse 6, 17:00Uhr, Eintritt frei.

Nach dem Vortrag von Ulrike Gollnick gibt es einen Apéro, bei dem wir den Abend gemeinsam ausklingen lassen können. Sie sind alle herzlich dazu eingeladen. Eine Anmeldung für die Veranstaltung ist nicht notwendig.

Bannhand