Stuck ist mehr als „Gips“!

Entstehungsgeschichte und Entwicklung von Stuck – Der Modelstuck als Besonderheit – Möglichkeiten und Grenzen der Restaurierung

Am Freitag, den 27.04.2012, fand einem Informationstag zum Thema Stuck in Stein am Rhein statt.

Mit dem Begriff „Stuck“ wird heute hauptsächlich ein Bauschmuck aus Gips assoziiert. Mit unseren Vorträgen haben wir aufzeigen können, dass diese Sichtweise recht einseitig sein kann und sich hinter dem Begriff „Stuck“ eine weitaus grössere Vielfalt verbirgt. Anhand von Terminologie, Technologie und den eingesetzten Materialien brachten wir Ihnen genau diese Vielfalt und die damit verbundene Problematik näher. Die Dipl.-Restauratorin FH Carmen Diehl hat zu diesem Thema aus ihrer langjährigen Berufspraxis in einem interessanten und umfassenden Vortrag berichtet.

Als Besonderheit zum Thema Stuck wurde ausserdem der „Modelstuck“ vorgestellt. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstanden vor allem in Mitteldeutschland sogenannte Stempel- und Modelstuckgestaltungen. Man kann heute wohl davon ausgehen, dass solche Stuckierungen ursprünglich alle Teile eines Raumes schmückten und dass Decken, Wände, Fenster- und Türrahmungen sowie Kamine gleichermassen einbezogen waren. Heute sind mehrheitlich nur noch die Stuckdecken erhalten. Seit mehr als 10 Jahren beschäftigt sich die Dipl.-Restauratorin Luise Schreiber-Knaus mit der Erforschung der noch verbliebenen Vertreter dieser sehr speziellen Stucktechnik.

Nach den Vorträgen waren wir am Nachmittag in Schaffhausen, im Zunfthaus zum Rüden. Das Zunfthaus wurde 1779-83 neu erbaut und beherbergt einen reich stuckierten Festsaal im 1. Obergeschoss. Der Stuck im Saal entstand 1783/84 nach Enwürfen des Tessiner Stuckateurs Giovanni Ghezzi. Die Ausführungen übernahmen die Mailänder Stuckateure Carl`Antonio und Giacinto Cattò im Louis-Seize-Stil. Der Festsaal diente ausserdem von 1805 bis 1866 dem Schaffhauser Musik-Collegium zum Aufführen ihrer Konzerte. Natali Walter von der kantonalen Denkmalpflege Schaffhauen gab und einen einblick in die Entstehungs und Restaurierungsgeschichte des Baus und der Restaurator Rolf Zurfluh ergänzte den Beitrag durch seine Erfahrungen bei der Restaurierung.

Literaturtipp zum Thema Stuck: Jürgen Pursche (Hrsg): Stuck des 17. und 18. Jahrhunderts, Geschichte-Technik-Erhaltung, Internationale Fachtagung des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, Würzburg 4.-6.Dez. 2008.