Die Stadt Bozen – anders gesehen

Fremd oder Eigen? Bozen und sein „italienisches“ Erbe zwischen Adaption und Konfrontation.

Es gibt bis heute (bis auf wenige Ausnahmen) keinen Denkmalschutz für die Schlüsselbauten des von Mussolini betriebenen „ethnischen Städtebaus“ in Bozen, der der Altstadt eine moderne, italienische Neustadt gegenüberstellte.  Weder die „römischen“, klassizistischen Monumentalbauten noch die  „rationalistischen“ dem Neuen Bauen verpflichteten, „mediterranen“ Verwaltungs-, Schul- und Wohnbauten sind eingetragene Baudenkmale.

Mit Mitteln der Stadtentwicklung versucht die immer noch geteilte Stadt Bozen aktuell dem Trauma ihrer unbewältigten Geschichte zu entkommen. Es wird neu geplant und gläsern neu gebaut, um die streitbaren Zeugnisse der Vergangenheit zurückzudrängen oder gar zu verdrängen. Das übergeordnete Ziel ist das Zusammenwachsen der beiden Stadtteile. Sowohl die Bahnhofserweiterung, wie der Bau einer Zentralbibliothek für beide Sprachgruppen sollen Zeichen setzen.

Wir diskutieren vor Ort die Qualitäten des Städtebaus in der Zwischenkriegszeit, analysieren Einzelarchitekturen und beschäftigen uns mit den martialischen Bildprogrammen, die allgegenwärtig sind und bisher unkommentiert bleiben. (Text Ira Mazzoni)
 

Vom 09.10. bis 11.10.2014 konnten wir gemeinsam mit Ihnen und der Journalistin und Architekturkritikerin Ira Mazzoni in Bozen diesen Fragen nachgehen.
Programm

Programm

Freitag, 10.10.2014 Führung mit Disskusion durch die Bozener Neustadt mit Ira Mazzoni. Am Nachmitag präsentierten wir Ihnen die Alumix, „Ein Denkmal in Rot“ wie es im Titel der Publikation heisst.

Samstag, 11.10.2104 Am Vormittag hatten wir Gelegenheit, auch die „alte“ Seite von Bozen kennen zu lernen. Mit Dr. Waltraut Kofler-Engl  konnten wir die aussergewöhnliche Johanniskapelle besuchen.

Die Johanneskapelle befindet sich innerhalb des Klosterkomplexes der Dominikaner. Parallel zur Klosterkirche gebaut, diente sie als Grabkapelle der Kauf- und Bankiersfamilie Botsch. Aus Florenz stammend haben sie sich in Bozen niedergelassen und traten als Stifter v.a. bei den Dominikanern in Erscheinung. Die beinahe vollständig erhaltene Ausmalung zum Leben Mariä, des heiligen Johannes, des heiligen Nikolaus und zum Triumpf des Todes ist wohl auch als Stiftung der Botsch anzusprechen. Sie stammt von einer oberitalienischen Malerwerkstatt der Giotto Nachfolge und kann um 1330 datiert werden. Die Malereien in hervorragender Freskotechnik werden in Bozen stilbildend und sind der Beginn einer intensiven Wandmalereiproduktion, die bis um 1400 dauert. (Text Kofler-Engl)