Studienreise nach Metz vom 19.09. bis 22.09.2019
Die Stadt Metz gehört zweifelsohne zu den wichtigsten europäischen Bauzentren des 13. Jahrhunderts als sich die Stadt unter Bischof Jacques de Lorraine (1239-1260) zu einem großartigen Zentrum entwickelt mit einer sehr hohen Einwohnerzahl (z.B. mehr als Trier oder Köln), mit wichtigem Handels- und Geldgewerbe, und natürlich mit Neubauten wie die Kathedrale und mehreren Kirchen sowie zahlreichen Profanbauten. Dieser Bauboom kam auch der sakralen und profanen Wandmalerei zugute. In über 40 Bauten sind Decken- und/oder Wandmalereien vom 13. bis 16. Jahrhundert nachgewiesen.
Eine kostbare Bilderdecke im Metzer Museum La Cour d’Or (2 rue du Haut Poirier)
Diese einzigartige Bilderdecke aus Eichenholz, die ursprünglich eine Fläche von mehr als 90 m² umfasste und 2 Räume deckte, zeigt hunderte verschiedene Motive von Tierfiguren, Fabelwesen und Menschen, oft als hybride oder fantastische Wesen dargestellt. Die Datierung dieser Decke blieb lange ungewiss: für die einen romanisch für die anderen gotisch. Erst 2006 wurden dendrochronologische Untersuchungen durchgeführt, die mehrere Fälldaten bestimmten: das sicherste Datum ist 1241. Neuest dendrochronologische Untersuchungen von 2012 ergaben für die Bretter ein Datum 1218-1219 und für die Balken 1190. Dieser terminus postquem ist aber nicht unbedingt das genaue Datum der Malerei. Stilistisch könnte man die Decke um die Mitte oder in das 3. Viertel des 13. Jh. einordnen. Es gibt aber auch Motive, die auf eine ältere Datierung hinweisen. Zeitgleich sind die Motive des Nordportals der Kathedrale, datiert um 1260, deren Figuren der Decke sehr ähnlich sind. Nur ein Teil davon ist bereits ausgestellt und zwei Decken befinden sich im Depot, die wir auch besichtigen werden.
Die Kathedrale Saint-Etienne (place d’Armes)
Die Metzer Kathedrale ist ein Hauptwerk der gotischen Architektur. Erbaut zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert, ist sie vor allem bekannt durch die Glasfenster. Doch muss den Wandmalereien ebenso besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Sie befinden sich hauptsächlich an den Pfeilern des Schiffes. Ihre Form, Größe und Ikonografie bestimmen ihre Funktion als Devotionsmalereien mit Epitaphien, die genaue Datierungen (z.B. 1379, 1462) und Hinweise zu den Auftraggebern liefern.
Templerkapelle (chapelle des Templiers) (rue de la Citadelle)
In direkter Nähe von Saint-Pierre-aux-Nonnains steht die kleine Kapelle der Templer. Sie ist vollständig ausgemalt. Nur ein kleiner Teil zeigt die ursprüngliche Bemalung, in der kleinen Südkapelle. Diese ist allerdings beachtenswert durch ihren seltenen ikonographischen Gehalt (thronende Madonna mit Kruzifix und Zyklus der hl. Katharina) und kann als frühes Zeugnis der gotischen Malerei gelten (Anfang 14. Jh.). Das Kircheninnere wurde in den Jahren 1910-1913 vollständig von Künstlern aus Deutschland ausgemalt.
Ehemaliges Franziskaner-Kloster (Récollets) (rue des Récollets)
Der Kreuzgang ist mit zahlreichen Grabnischen und Monumenten ausgestattet, die mit Wandmalereien ausgeschmückt waren. Ein wichtiges Fragment zeigt eine Verkündigung an Maria. Feine Farbpigmente und Goldauflagen machen sie zu einer wertvollen Wandmalerei, die vermutlich aus der Mitte des 14. Jahrhunderts stammt.
Die Kirche Saint-Eucaire (rue des Allemands)
Ein Beispiel der Wiederentdeckung der mittelalterlichen Wandmalerei im 19. Jahrhundert und die Problematik der Restaurierung. Im südlichen Querschiff entdeckte man 1858 zwei große Wandmalereien – Marientod und Grablegung Christi – die vom Kunstmaler Charles André Malardot (1817-1879) restauriert wurden. Seine Übermalungen verschwärzten. 1987 führte man einige Stichproben durch, um die originale Malschicht freizulegen und die historische Bemalung wurde auch in größeren Bereichen entfernt. Diese freigelegten Fenster sind nach über 30 Jahren noch immer in diesem Zwischenzustand und die Konservierung dieser bedeutenden Wandmalereien aus der Mitte des 15. Jh. wird immer problematischer.
Vollständiger Text mit Quellenangaben zu den Stationen
Wir dürfen uns auf die fachkundigen Führungen von Dr. Ilona Hans-Collas, Kunsthistorikerin aus Paris, und Anne Adrian, Conservatrice du patrimoine des Metzer Museums freuen.