Ein „masterpiece of conservation“ – Die Restaurierung des Chorbogenbildes Jüngstes Gericht von Jacob Carl Stauder 1722 durch Karin und Raymond Bunz
Das barocke Gemälde Jacob Carl Stauders an der Chorbogenwand ersetzte im Jahr 1722 offensichtlich ein »Jüngstes Gericht« des Malers Marx Weiss und Sohn Andreas Christoph von 1560. Mit der Ausführung des neuen Gemäldes wurde der Maler Carl Jacob Stauder (1694-1756) betraut. Stauder machte seine Ausbildung in der Werkstatt seines Vaters Franz Carl Stauder (ca. 1660 – 1714) in Solothurn. Da sein Vater hauptsächlich Altargemälde malte war Carl Jacob Stauder vor allem mit der Verwendung von Ölfarben und ölproteinhaltiger Tempera vertraut. Um 1718/1719 begann er großformatige Deckengemälde in Auftrag zu nehmen, die er nachweislich mit ölhaltigem Farbmaterial al secco (auf trockenen Putz) ausführte. In dieser Zeit entstanden seine Bilder in Münsterlingen und Weißenau. Viele Maler in Mitteleuropa bevorzugten ab 1700 diese Seccomalerei als Schnellmaler-Manier gegenüber dem echten Fresco. Carl Jacob Stauder pries um 1720 die Ölfarbenmalerei als neue Manier an, da sie nach seiner Auffassung schöner sein solle als ein Fresco.
Auch das Jüngste Gericht ist eine mit ölhaltiger Tempera ausgeführte Secco-Malerei. Technologisch ist sie mit einem Staffeleibild vergleichbar.
Diese viel gepriesen neue Technologie, war jedoch technologisch nicht unumstritten. Wie auch von anderen Gemälden in dieser Technik bekannt ist, stellten sich sehr schnell mehr oder weniger große Schäden ein, die oft schon früh zu Überarbeitungen führten.
Auch das Jüngste Gericht hier blieb davon nicht verschont. Bereits für das 19. Jahrhundert ist eine erste Restaurierung nachgewiesen. Bei der Gesamtrestaurierung des Münsters 1908-1924 wurde das Gemälde dann durch Victor Metzger restauriert und bis zum Ende des 20. Jh. folgten weitere Maßnahmen. Inzwischen war das Gemälde durch die nachgedunkelten Überzüge fast unkenntlich geworden. Bei der letzten Maßnahme 1995-96 wurden zwar Probeflächen zur Abnahme der Überzüge angelegt, zur Ausführung kam es damals jedoch nicht.
Der erneute Versuch, der nun zu einem einzigartig guten Ergebnis geführt hat, ist den beiden Restauratoren Karin und Raymond Bunz zu verdanken. Sie haben sich auf ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang eingelassen und durch ihre große Erfahrung und ihre innovative Herangehensweise an schwierige Probleme auch hier wieder eine Lösung gefunden.
Wir freuen uns sehr, dass Karin und Raymond Bunz uns die Gelegenheit geben ihnen bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen. Sie sind daher herzliche zu einem Besuch auf dem Gerüst im Überlinger Münster eingeladen. Nutzen Sie die Gelegenheit sich mit den Restauratoren über ihre Arbeit auszutauschen und das spektakuläre Ergebnis einer intensiven Arbeit aus nächster Nähe zu sehen.
Organisatorisches:
Die Veranstaltung ist kostenlos. Nach der Veranstaltung besteht die Möglichkeit zu einem gemeinsamen Abendessen in einer Pizzeria in der Nähe des Münsters.
Um eine Anmeldung bis zum 26.11.24 wird gebeten. E-Mail: Marinowitz@hotmail.de